24.06.-08.07.2023
Anreise
Die Aufregung steigt. Der Rucksack ist schon seit Montag gepackt. Gleich sollen noch die letzten Dinge eingepackt werden und um 22:01 Uhr startet die Reise mit dem Nachtzug nach Kopenhagen.
Treffpunkt 21:30 Uhr am Hauptbahnhof. Wir drei sind pünktlich. Kai bringt mich zum Zug. Pünktlich fährt er allerdings von einem anderen Gleis, was uns zum Glück rechtzeitig aufgefallen ist. Unser Sitzabteil ist eigentlich ein Liegewagen.
Wir haben drei nette mitreisende junge Frauen und die Idee, aus dem Sitzwagen tatsächlich einen Liegewagen zu machen, um in der Nacht etwas zu ruhen. Mit leichter Verspätung kommen wir in Kopenhagen am Flughafen an.
Es bleibt noch ein Moment, sich auf eine Bank zu legen, bevor es zum Checkin geht. Noch ein kleiner Bummel durch den Flughafen, ein letzter Kaffee, dänisches Gebäck und dann geht es schon zum Gate und unser Flieger hebt pünktlich ab Richtung Kangerlussuaq. Im Flugzeug wird auch noch geschlafen. Die Airline ist zu empfehlen: Zwei Softdrinks und noch ein leckeres Menü.
1. Tag, 24. Juni
Nach der Ankunft werden ganz schnell die letzten Einkäufe erledigt.
Das Allerwichtigste: Gas für unseren Campingkocher. Schnell ist ein Taxi organisiert und ab geht es zum Anfang unseres Trails, dem ACT.
Gespannt steigen wir aus. Erst mal ein Foto, bevor es losgeht.
Der Himmel ist strahlend blau und die Temperatur angenehmen. Die ersten Meter sind noch Schotterpiste. Doch dann biegen wir ab auf den Arctic Circle Trail.
Schon gleich zu Beginn ist unser Weg sehr nass. Nach kurzer Zeit kommen wir zum verrosteten Campingwagen, der in jedem Reiseführer Erwähnung findet. Von außen ist er ganz romantisch anzusehen, aber von innen ist er eine Tetanusschleuder. Diesen Namen hat er von uns bekommen.
Weiter geht es durch die schönste Landschaft. Wir werden gar nicht satt zu gucken und es wird viel fotografiert.
Nach circa 6 km wird eine schöne Mittagspause eingelegt. Unser Tagesziel ist heute 24 km bis zur Katiffik – Hütte. Die Feuchtwiesen, die es zu durchwandern gilt, nehmen ständig zu und uns begleitet das „Quatsch-Geräusch“ der einsinkenden Schuhe. Die Füße bleiben nicht bei allen trocken. So zügig wie gedacht ist der schmale Pfad nicht zu bewältigen.
Leider irren wir uns mit dem Ziel. Als wir das gedachte Ziel endlich erreichen, müssen wir feststellen, dass noch 7 km zu laufen wären oder uns bereits vorher nach einem Campingplatz umschauen. Wir wollen es versuchen bis zur Hütte zu kommen. Wir stellen uns vor, in der Hütte schlafen zu können, um uns den Zeltaufbau zu sparen. Endlich um ca. 22.00 Uhr ist die Hütte in Sicht. Es folgt noch ein steiler Abstieg.
Zum Glück wird es nicht dunkel. Von weitem sehen wir schon ein Zelt und die kleine Hütte ist voll. Also – Zelt aufbauen.
Essen kochen und ab ins Bett. Um Mitternacht sagen wir uns gute Nacht. Geregnet hat es zum Glück erst als wir schon gemütlich im Zelt saßen. Der erste Tag war sehr schön, aber auch sehr anstrengend.
2.Tag, 25.06.23
Heute wollen wir bis zum Kanucenter wandern – 20 km. Etwas weniger als gestern. Bis um 8.00 Uhr gönnen wir uns Schlaf. Das Wetter ist wirklich phantastisch. Der See lädt zum Baden ein, aber erfrischendes Waschen tut es auch. Gefrühstückt wird in der Hütte und um 10.00 Uhr soll es auf den Trail gehen. Der Wunsch, einen Teil der Strecke zu rudern, erfüllt sich leider nicht. Es sind keine Kanus da. Der See soll noch streckenweise zugefroren sein, so dass niemand vom Kanucenter hierher paddeln kann.
Mit leichter Verspätung machen wir uns auf den Weg. Die erste Schwierigkeit ist schon in Sicht – ein Geröllfeld. Das wird gut gemeistert, kostet aber Zeit. Anschließend führt der Weg am Ufer entlang. Nicht zu schwer und sehr schön. Wir haben das Gefühl gut voranzukommen. Bald wird es wieder matschig und beschwerlich. Zu denken gibt uns ein Gespräch mit Wanderern, die berichten, dass die letzte Etappe unpassierbar sein soll und im Tagesverlauf treffen wir einige, die deshalb abgebrochen haben und auf dem Rückweg sind. Das beschäftigt uns.
Die arktische Landschaft ist wundervoll. Die vielen Seen, die Ausblicke von den Höhen. Wir sind begeistert. Hintereinander sind wir auf dem Trampelpfad unterwegs.
Die Wanderstöcke sind eine große Hilfe, auch um kurz den Rücken zu entlasten. An einem der schönen Seen mit Strand wird pausiert und das Mittagessen gekocht. So schön in der Sonne, das lädt zum Mittagsschlaf ein. Wir müssen jedoch weiter, die Hälfte ist noch nicht geschafft. Die Seen sind jetzt bereits zum Teil mit einer Eisschicht bedeckt. Man hört gelegentlich, wie sich die Eisschollen bewegen. Das Eisschild begleitet uns auf 9 km.
Auch heute laufen wir gegen die Zeit. Mit Pausen kommen wir auf 2 km/h. Nach etlichen Bergkuppen kommt um ca. 20.00 Uhr die Hütte in Sicht. Wir haben es geschafft und finden auch noch ein Bett.
Einige nette Wander*innen aus Dänemark und den Niederlanden sind schon dort, aber die Hütte hat einige Schlafplätze. Niemand ist von Sisimiut hierher gewandert und kann Neues zu dem Weg sagen. Alle gehen zurück. Das große Problem ist das Essen. Alle haben Essen für die geplante Zeit dabei und nicht noch Reserve für den fast kompletten Rückweg. Auch wir müssen die Entscheidung treffen: Wie weit wollen wir noch gehen, drehen wir um und wann drehen wir um.
Nach dem Abendbrot werden alle bekannten Fakten bewertet: Morgen würde wieder eine lange Etappe mit 24 km und einigen Erschwernissen vor uns liegen. Auch die Durchwatungen der Flüsse, die noch kommen, sollen sehr tief mit viel Strömungen sein. Der Winter war hier ungewöhnlich lang und die Schneeschmelze spät. Es gibt noch viel Wasser und auch Schnee je weiter man geht. Die Entscheidung ist schwierig. Unser Ziel scheinen wir nicht erreichen zu können. Am Ende entscheiden wir uns auch für den Rückweg, den wir entspannter angehen wollen. Morgen gibt es erstmal einen Ruhetag an diesem schönen Fleckchen Erde. Die Entscheidung trinken wir uns mit Baileys schön, der aus dem Gepäck gezaubert wurde. Damit wird ein Rucksack 500 gr. leichter.
3.Tag, 26. 06. 23
Ruhetag am Kanucenter
Die Sonne lacht wieder vom Himmel und es ist angenehm warm und das in Grönland. Entspannt gehen wir in den Tag. Es wurde länger geschlafen, sich am und im See gewaschen, gemütlich gefrühstückt und auch ein Waschtag eingelegt. Zwei Kanus lassen sich auftreiben, mit denen wir eine Kanutour bis zum Eisschild unternehmen mit Mittagspicknick.
Anschließend wird noch eine sehr schöne Wanderung zu einem anderen See unternommen. Obwohl wir zu Beginn über ein Eisfeld gehen mussten, ist es so warm, dass wir am Ziel in den eiskalten See springen bevor der Rückweg beginnt.
Im Kanucenter sind zwei weitere Wanderer eingetroffen. Ein Deutscher mit einem Kanadier. Die wollen durchlaufen. Da kommen gleich wieder Zweifel auf, ob unsere Entscheidung richtig ist. Morgen wollen wir auf alle Fälle noch einige Kilometer weiter gehen, bevor es zurückgeht. Der Tag heute war in jedem Fall traumhaft mit vielen schönen Momenten, die wir sonst nicht erlebt hätten. Zufrieden gehen wir ins Bett.
4.Tag 27.06.
Vom Kanucenter zum Beach
Auch heute Morgen ist der Himmel blau. So früh starten wir heute auch nicht mit dem Erfolg, dass Andere eins von den zwei Kanus genommen haben. Da greift Plan B: Zwei rudern mit den Rucksäcken, die Zwei anderen gehen zu Fuß.
Der See ist teilweise noch mit Eisschollen bedeckt, was den Zugang erschwert, also wird es um die Eisplatte getragen. Kanu fahren ist richtig entspannend. Diese Ruhe auf dem Wasser und die wunderschöne Landschaft – ein Traum. Bald kommt das nächste Eisschild, das umtragen werden muss. Hier findet auch ein Tausch in den Wander- und Wasserteams statt. Doch was für ein Glück: Wenig später wird ein intaktes Kanu mit Paddel entdeckt und alle können den Weg auf dem See fortsetzen. Am Ende des Sees ist ein richtiges Gestell, um die Kanus zu lagern und hier liegen viele, die jetzt noch auf der Strecke fehlen.
Wir machen erstmal Mittagspause und setzen dann unsere Wanderung bis zum Beach fort. Es flammt noch einmal die Diskussion um das Fortsetzen der Wanderung auf. Bei den guten Wetterbedingungen, die wir bisher hatten, ist es so schwer sich vorstellen, dass der Trail am Ende unpassierbar sein soll. Einige Mutige sind jetzt auch auf dem Weg. Mehrere Szenarien werden angedacht, doch am Ende wird entschieden zusammen zu bleiben. Morgen treten wir den Rückweg an. Der Platz, der für die Zelte gefunden wird, ist so schön.
Ein gerades Rasenstück direkt an einem kleinen Fluss und windstill. Es wird ein gemütlicher Abend und beim Geocaching treffen wir noch auf einen Südafrikaner, der sein Zelt zu unseren stellt. Bald wird es doch frisch draußen und der Schlafsack ruft.
5.Tag, 28.06.23
Vom Beach zurück zum Kanucenter
Was gibt es schöneres, als sich morgens in einem (eis)kalten Fluss in freier Natur zu waschen. Auch das macht solche Outdoor-Abenteuer so schön. Die Sonne scheint wieder und in der Nacht hat es geregnet. So soll Wetter idealerweise sein.
Es gelingt heute etwas früher den Rückweg anzutreten. Es ist wirklich unser Rückweg zum Ausgangspunkt unserer Tour. Wir genießen die Zeit auf unserem Weg für Fotos und kleine Pausen. Die Wiesen sind noch feuchter als gestern durch den Regen in der Nacht. Bald sind die Füße wieder nass. Am See angekommen, geht’s wieder in die Kanus. Die Eisschollen sind seit gestern erheblich geschmolzen und der Wind heute ist hilfreich, uns eine Schneise zu schaffen, durch die wir direkt bis zum Kanu-Center paddeln können. Eigentlich soll hier nur Pause gemacht werden, doch das Wetter wird schlechter und wir bequem – wir bleiben hier. War die Entscheidung richtig? Mittlerweile platzt die Hütte aus allen Nähten. Eine riesengroße Gruppe Iren ist eingetroffen, drei Grönländerinnen, ein Este und Dänen .
Unsere Betten sind aber reserviert.
Tatsächlich wird der Abend wirklich nett. Die irische Soldatentruppe ist recht lustig und alle Nationalität kommen gut miteinander aus. Es wird noch gespielt, ein Gläschen Rum getrunken, gegessen und schon ist ein schöner Tag zu Ende.
Die morgige Etappe soll mit unseren Kanus bis zur Kittifik Hütte gehen. Vielleicht schaffen wir es als Trost, dass wir nicht in Sisimiut ankommen, das Inlandeis in KANGERLUSSUAQ zu bereisen. Dafür müssen morgen die Kanus genommen werden. Der Plan: Früh Aufstehen und gleich die Kanus besetzten!
Die Nacht war erwartungsgemäß unruhig in unserem 8-Bettzimmer. Irgendwer muss ja immer raus.
6.Tag, 29.06.
Vom Kanucenter bis Kittifik Hütte
Oh nein, unsere Kanus sind weg! Was für eine schlechte Nachricht am frühen Morgen! Die Grönländerinnen sind gemeinsam mit den Tschechinnen um 4.00 Uhr in der Frühe los gepaddelt – so wurde beobachtet.
Mit der Zahnbürste geht es gleich nicht nur zur Morgentoilette, sondern auch zum Nachschauen. Also, das verbeulte Kanu von uns ist noch dort. Wenigstens eines. Ein weiteres soll nach ca. 4 km auf der heutigen Etappe am Seeufer liegen.
Wir machen es wie gehabt: Zwei Paddeln mit den Rucksäcken los und Zwei wandern bis zum Kanu. Glück im Unglück – der Plan für heute geht auf. Auch weil die 9 km lange Eisplatte in den wenigen Tagen geschmolzen ist – unfassbar. Auf dem Hinweg hätten wir die 20 km nicht paddeln können. Die Kanufahrt war herrlich.
Überwiegend Rückenwind, ein schönes Picknick auf einer Insel und die unfassbar schöne Natur, in der wir uns bewegen dürfen. Schon um 15.00 Uhr wird das Ziel erreicht. Das ging deutlich schneller als zu Fuß. Nun liegen die ersten Kanus auf dieser Seite vom See. Die nächsten Wanderer werden sich freuen, wenn der Wind mitspielt und zum Kanucenter gepaddelt werden kann.
Zur Belohnung gibt es eine Kaffeepause vorm Aufbau. Es ist heute kälter geworden, aber noch trocken mit gelegentlichem Sonnenschein.
Die Zelte stehen mittlerweile und warten auf uns. Zum Aufwärmen und Kochen ist die Hütte ganz praktisch – zum Schlafen nicht so einladend. Am Abend kommt noch ein netter älterer Franzose an, mit dem wir uns austauschen. Der schläft in der Hütte.
Unser Kanuabenteuer war ein tolles Erlebnis!
7.Tag, 30.06.23
Kittifik Hütte bis ca. zur Hälfte vom 1. Trail zurück
Im Zelt schläft es sich viel besser als in den Hütten. Der Wecker beendet gefühlt den Tiefschlaf. Waschen, Zelt abbauen, Frühstücken und los geht’s. In der Nacht sind noch drei Grönländerinnen in der Hütte eingetroffen.
Heute schlagen wir zu Beginn einen anderen Weg ein als beim Hinweg, um das klettern zu umgehen. Der Weg scheint etwas trockener zu sein. Vielleicht sind aber die Matschwiesen auch schon zur Gewohnheit geworden.
In der kurzen Zeit, die wir hier sind, ist es viel bunter geworden. Überall blüht es.
Auch liegen viele Geweihe und Rentierknochen auf den Wegen. Mit den Mücken hatten wir bis jetzt bis auf wenige Momente Glück. Der leichte Wind vertreibt die Biester. Gelegentlich nieselt es heute ein paar Tropfen, aber das Wetter hält sich. Nur kälter ist es geworden. Für die Mittagspause wird ein Platz am See gefunden und einige Seen weiter gibt es einen guten Campingplatz. Jetzt erstmal ins Wasser zum Waschen, Haare waschen und Baden bevor es zu kalt wird.
Seit einigen Tagen werden die Spiele rausgeholt und wir spielen UNO und es gibt einen Schnaps aus dem Flachmann. Nun noch Abendessen. Die Trockennahrung ist eigentlich ganz lecker. Heute gab es Gemüserisotto.
Es gibt schon erste Überlegung zu Hause auch nur noch mit heißem Wasser zu kochen. Ein Tee aus dem leckeren grönländischen Thymian rundet das Festmahl ab. Es ist unsere letzte Nacht auf dem ACT. Wie schnell doch die Zeit vergeht.
8. Tag von hier bis nach KANGERLUSSUAQ
Zum ersten Mal wird es morgens im Zelt und im Schlafsack durch die lachende Sonne (zu) warm. Leider fängt es gerade zur Aufstehzeit an zu nieseln und zu regnen. Also, erstmal zurück ins Zelt.
Die letzten Kilometer warten auf uns. Gelegentlich regnet es und zum Teil wird das Regenzeug zum 1. Mal aus dem Rucksack geholt.

Wir hatten wirklich großartiges Wetter! Gegen Mittag erreichen wir das Ende vom ACT.
Ein Taxi bringt uns in die Zivilisation zurück und gleich bricht das Chaos aus. Unsere Flüge von Sisimiut nach Ilulissat verfallen komplett – wir können hier nicht zusteigen trotz Zwischenlandung, weil wir hier nicht einchecken können – das geht nur in Sisimiut. Die moderne Technik macht es (nicht) möglich. Der Flug muss für 200 € neu gebucht werden – na toll. Der Campingplatz ist auch nicht wirklich in Betrieb. Zelt aufbauen ist möglich, aber es gibt kein Servicehaus und kein Wasser.
Vieles ist ausgebucht – es bleibt die Jugendherberge, jedoch nur für diese Nacht.
Auch das grönländische Büfett, das es jeden Sonntag gibt, ist ausgebucht. Es läuft … kann man sagen. Bei so viel Stress gibt es zumindest schon mal einen Hot Dog, um die Stimmung zu heben. Es gelingt zum Glück eine Inlandeistour für morgen zu buchen. In der Jugendherberge angekommen, richten wir unsere Betten im Vielbettzimmer ein, nehmen die ersehnte Dusche und schauen uns in der Umgebung um. Ein Restaurant oder eine Gaststätte gibt es in der Nähe nicht, aber einen kleinen Lebensmittelladen mit Imbiss. Da kehren wir ein.
Noch eine Spielrunde in der Herberge, einen Geocache gefunden und schon rufen die Betten. Natürlich wurde auch gleich hinreichend das WLAN genutzt. Wir sind zurück im Leben.
9. Tag: Inlandeistour
Heute auch mal Frühstück aus der Tüte. Gab es gestern im Angebot zu kaufen. Und ein Wasserkocher für die Zubereitung. Es gibt doch praktische Erfindungen. Zu Fuß geht es zum Airport, wo die Gletschertour startet. Das Taxi war ausgebucht – wir neigen zur Bequemlichkeit. Strickwaren aus Mosch-Ochsenwolle werden begutachtet.
Wir warten ungeduldig, denn der Unimog kommt mit leichter Verspätung. Kurzer Ausrüstungscheck vom Guide und das Abenteuer beginnt.
Wir werden ordentlich durchgeschüttelt auf den gut 30 km. An einigen schönen Plätzen wird gehalten und eine Lunchpause mit Sandwiches gibt es auch.
Die Eiskappe kommt immer näher und wir erreichen den Point 660. Jetzt heißt es warm anziehen, auch die Crampons zum in das Eis krallen beim Gehen. Kurze Einweisung und die 3-stündige Wanderung beginnt. Es ist unbeschreiblich, welche Naturschönheiten es auf dem Eis zu entdecken gibt: Wasserfälle, Seen, kristallblaue Schmelzwasseeflüsse und solche, aus denen man das tollste Gletscherwasser trinken kann.
Die Handycamera glüht. Man kann sich nicht sattsehen. Auf dem Rückweg haben wir Ochsenglück – sie stehen am Hang.
Was für ein herrlicher Tag. Zur Stärkung geht es in die Airport-Cafeteria, die empfohlenen werden kann. Auch die Nachttoilette wird im Airport erledigt und dann ab zum Campingplatz, der noch keinen Service hat. Vielleicht wird das letzte Mal im Zelt geschlafen.
10.Tag Ilulissat
30 Minuten vom Aufstehen bis zum Abmarsch zum Flughafen incl. Zeltabbau und Packen. Wenn das keine gute Zeit ist. Um 8.55 Uhr geht das kleine Propellerflugzeug nach Ilulissat.

Die gute Sicht lässt uns auf die arktische Landschaft schauen und bald gibt es die ersten Blicke auf die traumhafte Welt der Eisberge im Eisfjord. Gut gelandet werden wir zu unserem netten Hotel Nuka geshuttlet und ein Orientierungs- und Shoppingrundgang durch die Geschäfte beginnt, bis wir wieder zu viert sind – die Flüge waren getrennt.
Endlich Eisberge erkunden. Vom Eiscenter, das viele interessante Impressionen und Information für 150,00 DRK bereit hält, geht es auf einem Holzweg mit etwas klettern am Schluss in eine mit Eisbergen gefüllte Bucht.
Was für ein An- und Ausblick. Es wird fotografiert und fotografiert. Ein Traum! Jeder Eisberg sieht anders aus. Es wird andächtig auf das Meer geschaut – ganz still. Es knackt und rummst. Ein bisschen wie Sylvester.
Was für eine Atmosphäre! Abgerundet wird der Tag mit der Möglichkeit grönländisch zu essen im Restaurant „Inuit“. Zur Auswahl stehen Wal, Moschusochse, Rentier und Fisch. Ich bleibe bei Garnelen. „Haarewaschtag“ ist heute auch, wo schon mal geduscht werden kann. Man freut sich über selbstverständliches.
11.Tag: Von Ilulissat auf die Discoinsel
Ausgiebiges Frühstücksbüffet gibt es heute mit allem Drum und Dran.
Da wird zugeschlagen. Ist schon etwas anderes als das Outdoor-Frühstück. Wir essen jetzt viel mehr als auf unserer Wanderung. Es bleibt noch Zeit, den gelben Wanderweg mit Blick auf die Eisberge zu absolvieren.
Der lohnt wirklich mit der schönen Aussicht. Ist aber auch anspruchsvoll mit den Felsen, die erklommen werden müssen. Schnell noch einkaufen für unseren Aufenthalt auf der Discoinsel. Mit dem Hotel-Shuttle erreichen wir unsere Fähre – eigentlich nur ein kleines Schiff an einem unscheinbaren Anleger.
Die Fahrt ist das reinste Vergnügen im Slalom durch die Eisberglandschaft.
Nach mehr als zwei Stunden wird Qerqertarsuaq erreicht und unsere schöne Ferienwohnung.
Erstmal alles in die Waschmaschine, Outdoor – Resteessen und Spieleabend. Aus jedem Fenster Eisbergblick. So schön!
12.Tag: Qeqertarsuaq
Das gute Wetter hat uns leider verlassen. Es ist sehr regnerisch. Es wird zur Abwechslung mal ausgeschlafen mit anschließendem gemütlichem Frühstück. Der erste Ausflug des Tages geht zum örtlichen Supermarkt, denn es soll an beiden Abenden gekocht werden.
Jetzt kommen die Naturschönheiten an die Reihe: Schwarzer Lavastrand, grüner Fußballplatz – alles garniert mit Eisbergen.
Weiter im strömenden Regen zum Wasserfall über Schneefelder und quatschigen Wiesen.
Pudelnass geht’s zur Wohnung – es war aber schön. Erstmal Kaffeepause und dann wird gekocht. Den Auftakt macht das Männerteam und zaubert Köttbullar mit selbst gemachtem Kartoffelpüree, Salat und zum Nachtisch Eis. Anschließend wird gefaulenzt und gespielt.
13.Tag:Qeqertarsuaq
Hoch soll er leben!
Wir haben ein Geburtstagskind und Frühstücken entsprechend reichhaltig mit leckerem Rührei und allem, was dazugehört. Es regnet nicht, also schnell los zur heutigen Wanderung. Es soll besondere Steinformationen zu bewundern geben.
Wir entdecken viele Wasserfälle an den Felsen, die durch das Schmelzwasser entstehen. Es sieht so schön aus. Zurück geht es direkt an der Küste mit Blick auf die bizarren Eisberge. Wir entdecken auch den trinkenden Elefanten – ein Felsen trägt diesen Namen.
Die Eisberge krachen und es kann beobachtet werden, wie sich Brocken lösen und ins Wasser fallen. Leider fängt es wieder an zu regnen. Die „Disco Line“ meldet sich auch und will die Abfahrt verschieben. Hoffentlich klappt morgen alles wie geplant. Den Flieger von Ilulissat nach Kangalussiaq wollen wir nicht verpassen. Der Wind steht scheinbar ungünstig. Vor wenigen Tagen soll noch kein Eisberg in dieser Bucht gewesen sein. Nun sind hier welche soweit das Auge reicht. Erstmal Essen. Die Damenmannschaft kocht heute ein dänisches Nationalgericht: Dünne Schweinefleischscheiben, Kartoffeln, Möhren und Soße. Zum Nachtisch Apfelkompott. Sehr lecker.
Morgen müssen wir früh raus. Es wird schon etwas zusammengeräumt und gesaugt.
14.Tag: Diskoinsel – Kangerlussuaq
Die Rückreise beginnt: 1. Etappe Fähre bis Ilulissat. Das Schiff ist erheblich größer als auf der Hinfahrt. Darum hat es wohl zum Glück auch mit der Umbuchung funktioniert. Eine unruhige Überfahrt wird angekündigt und Tüten verteilt. So schlimm kommt es aber nicht. Mit ordentlichem Tempo werden Eisschollen überfahren und Eisberge können auch wieder bestaunt werden. In Ilulissat ist noch Zeit für eine kleine Stärkung, dann geht’s per Taxi zum Flughafen. Hier ist wirklich der Hund verfroren – nicht mal Internet.
In Kangerlussuaq angekommen, wird uns ein Übernachtungsplatz am Fluss empfohlen. Der Campingplatz ist wohl sehr nass – auch hier hat es in den letzten Tagen viel geregnet. Jetzt scheint die Sonne.
Wir zelten ein letztes Mal und genießen den Abend.
15.Tag: Rückflug?
Die Zelte sind schnell abgebaut und im Rucksack verstaut. Morgentoilette im Flughafen. Ein Blick auf die Abflugtafel: Wann ist Boarding? Was steht dort? „Cancelt“. Das darf doch nicht wahr sein! Genauere Informationen soll es im Laufe des Tages geben. Der Flughafen wird zum 2. Zuhause. Rückflug frühestens morgen und es gibt Zimmer in Hostels und Verpflegungsgutscheine. Was soll man machen? Eine Wanderung zum Lake Furgenson.
Zum Wandern sind wir schließlich hier. Unser Ziel ist wirklich schön und die Zeit gut genutzt. Im Hostel gibt es immerhin Zweibettzimmer und Frühstück am Morgen und WLAN. Es hätte schlimmer kommen können, aber lieber wären wir jetzt wie geplant auf dem Weg nach Hause.
16.Tag: Warten auf den Rückflug
Unser Flug ist auf 23.55 Uhr terminiert. 36 Stunden Verspätung. Das ist schon hart. Zum Zeitvertreib wird noch eine schöne Wanderung unternommen. Hier gibt es auch einen Zuckerhut, den Suggar leav. 10 km eine Strecke mit 350 Höhenmetern und vom Gipfel eine Aussicht bis zur Eiskappe. Unterwegs gab es noch den nördlichsten Golfplatz zu bestaunen, auch wenn er schon etwas runtergekommen ist.
Die Wanderung tut gut und macht Appetit auf ein Mittagessen in der Airport Kantine auf Kosten von Air Greenland. Das Essen hier ist wirklich lecker und die Portionen groß. Wenigstens etwas. Langsam kann das Gepäck aufgegeben werden. Alles wartet sehnsüchtig auf das Flugzeug, das uns nach Kopenhagen bringen soll. Noch ein bisschen Spielen zum Zeitvertreib. Gegen 22.00 Uhr Sicherheitskontrolle. Das Flugzeug kommt: 22.30 Uhr. Um 23.30 Uhr sind wir in der Luft.
Nur das Buchen der Bahntickets hat nicht funktioniert. Hoffentlich wird das nicht ein neues Abenteuer!
Ein schöner Urlaub geht zu Ende, der einige Überraschungen für uns bereitgehalten hat. Nicht nur die unfreiwillige Reiseverlängerung, sondern auch die Unbilden der Natur mit dem langen Winter in Grönland, der uns auf dem ACT hat umkehren lassen. Aber auch die Erkenntnis, dass der Weg das Ziel sein kann. Wir hatten wie geplant acht schöne und erlebnisreiche Tage in der Natur. Wir waren nur auf uns gestellt, wie wir es uns gewünscht hatten. Wir konnten das Inlandeis besuchen, die Eisberge bestaunen und immer wieder schöne Wanderungen unternehmen in der atemberaubenden Schönheit der grönländischen Natur. Dies ist nicht vielen vergönnt. Wir kommen wieder! Vielleicht, um den ACT doch noch zu knacken 😉.



































































































