Die Feiertage nahen und was bietet sich mehr an, als ein paar Brücken zu schlagen, um mit möglichst wenigen Urlaubstagen einen schönen Kurzurlaub zu verbringen. Unsere Traditionen über Himmelfahrt nach Pellworm zu reisen und über Pfingsten auf die dänische Halbinsel Als, um mit Freunden zu zelten, verbinden wir mit einem Kurzbesuch in Südschweden. So gelingt uns eine kleine aber abwechslungsreiche Rundreise.
Am Himmelfahrtstag geht es also nach Pellworm. Leider müssen wir diesmal eine neue Unterkunft ausprobieren. Wollte uns doch der bisherige Vermieter unserer Lieblingsunterkunft nicht mehr für nur 3 Nächte haben. Mindestens 5 Nächte Aufenthalt wird neuerdings verlangt – dies gilt auf Nachfrage auch für Stammgäste wie wir es sind. Schade! So einfach war es gar nicht, etwas Neues zu finden, wenn man nicht gleich hochpreisig wohnen will. Nun haben wir eine kleine Wohnung am Nordermitteldeich Nr. 26 gefunden. Die Lage ist nicht optimal und sie hat auch nur 2 Herdplatten (dabei haben wir auf Pellworm immer gerne gekocht) und keinen Geschirrspüler, aber recht günstig ist sie und für drei Nächte zu haben.
Das Wetter spielt einigermaßen mit. Beim Start in Hamburg hat es noch geregnet und auf der Fähre waren wir wohl die Einzigen, die sich bei Wind und Regen auf dem Außendeck aufgehalten haben, aber auch das ist Tradition.
An Land war es trocken, aber sehr windig. Ein heftiger Seitenwind hat uns mit unseren Fahrrädern kämpfen lassen. Wie immer bleibt das Auto auf Nordstrand stehen und nur die Fahrräder kommen mit. 2 km hinter Tammensiel sind wir schon am Ziel. Unser Domizil ist schlicht und einfach, der Garten klein, aber mit schönem Blick auf die Felder und Weiden. Wir sind zufrieden. Eine erste kleine Fahrradtour steht an – ob noch alles so ist, wie im letzten Jahr? Die geliebte Teeverkostung beim „Holzwürmchen“ fällt jedenfalls aus wegen Urlaub der Veranstalter. Jedoch auch in diesem Jahr gibt es am Himmelfahrtstag „Labskaus satt“ im Schipperhuus – ein sehr nettes Lokal in Tammensiel. Diesen Event haben wir schon vorgebucht. Tatsächlich ist es hier oft sehr voll. Die Spiegeleierschlacht gewinnen wir in diesem Jahr nicht – sind wir doch auf Diät 😊. Aber wieder alles sehr lecker, auch die vegane Pizza von Tjorven.
Am Freitag ist Markttag. Wenn man zeitig im Hafen ist, kann man dort eigentlich frische Krabben kaufen – leider nicht in diesem Jahr. Waren häufig die Krabben knapp und deshalb nicht zu kaufen so ist es in diesem Jahr so, dass es zu viele Krabben gibt. Die Fischer fahren nicht raus, damit der Preis nicht völlig verfällt und streichen stattdessen ihre Schiffe. Es herrscht reger Betrieb im Hafen. So viele Fischer haben wir dort noch nie gesehen – alle mit Farbeimer und Pinsel ausgestattet. Wir entdecken dafür einen Hofladen, der gleich bei unserer Ferienwohnung in der Schulstraße ist. Beide Supermärkte werden aufgesucht, liegen wir doch jetzt in der Mitte und ein kleiner Einkaufsbummel ergibt sich auch noch. Und neue Ziele. Die Windräder sind jetzt in der Nähe mit einer netten Badestelle.
Pausiert wird in einem Strandkorb und gleich fallen wieder die Augen zu. Die müssen hier etwas in die Luft mischen. Man ist immer müde und kann gut und überall schlafen. Weiter geht es von hier in den Hafen, wo ein leckeres Fischbrötchen auf uns wartet – leider keins mit Krabben.
Trotz der eingeschränkten Kochmöglichkeiten zaubert Kai ein leckeres Gericht: Geschmortes Gemüse mit Spargel und Lammlachse und für Veganer leckere Bratlinge. So kann man die abgestrampelten Kalorien gesund nachtanken. Im Laufe des Tages ließ sich die Sonne immer häufiger sehen. Das Abendbrot kann schon im Freien genossen werden und ein gemütlicher Spieleabend schließt sich an. Zum Glück ist auf Pellworm nicht viel los.
Am Samstag lädt das Wetter schon zum Frühstück auf die Terrasse.
Die Ruhe ist ein Genuss und verführt zum Sitzenbleiben. Endlich mal Zeit zum Lesen! Das Fahrrad ruft natürlich auch: Alle üblichen Ziele werden ab geradelt. Vor unserer alten Wohnung steht tatsächlich ein Auto. Der Campingplatz beim Wattenmeerhaus ist gut belegt. Hinterm Deich geht es weiter zum Leuchtturm und quer über die Insel zurück. Die Tage vergehen hier viel zu schnell, gerade weil nichts Aufregendes ansteht. Schon bald ist wieder Zeit für das Abendessen: Lammbratwurst aus dem Hofladen mit leckerem Salat. Wieder ganz gesund und auf der Terrasse. Die Sonne war heute fleißig, doch der Abend ist frisch. Ein Spieleabend beendet auch diesen Tag, aber im Wohnzimmer. Schon ist die schöne Zeit auf dieser schönen Insel vorbei und morgen müssen wir um 10.00 Uhr die Wohnung räumen. Um 11.45 Uhr geht die Fähre zurück. Frühstücken wollen wir auf dem Deich als kleines Picknick.
Die Fähre zurück ist gut gefüllt und alle sitzen draußen. Das Wetter ist jetzt richtig sommerlich geworden.
Weiter geht es nach Husum, wo unsere Tochter am Bahnhof verabschiedet wird. Eine muss schließlich arbeiten. Die DB ist schon wieder im Chaos versunken. Zwei Züge muss sie fahren lassen wegen Überfüllung bis sie endlich die Fahrt Richtung Hamburg antreten kann. Wir sind aber bereits über Dänemark in Richtung Schweden unterwegs. Tatsächlich gibt es auch in Dänemark Stau! Von Helsingör nehmen wir die Fähre nach Helsingborg und kommen gerade noch rechtzeitig, um kurz vor acht zum ausgeguckten Campingplatz „First Camping“ bei Mölle. Diese kleine Halbinsel „Kulla“ hat alles: Ostseeküste, Naturschutzgebiete, Wander- und Radwege und Wald. Zum Glück auch gutes Wetter. Der Platz ist wirklich schön.
Zu dieser Zeit noch recht leer und vermutlich deshalb hat er ausreichende und saubere Gemeinschaftseinrichtungen. Außerdem gibt es einen Pool mit temperiertem Wasser! Nach einem Campingabendbrot aus Resten, geht es bald ins Zelt. Es ist hier erheblich länger hell und die Nachttemperaturen sind sehr angenehm. Für die Erste Nacht im Zelt ein Geschenk.
Heute, am Montag, kann noch mit Regen gerechnet werden. Da bietet sich nach einem notwendigen Einkauf beim nahe gelegenen ICA eine Besichtigung von Helsingborg an.
Auf dem Weg dorthin fallen die ersten (und letzten) Regentropfen. In der City kann man unterirdische bezahlbare Parkplätze finden. Alles Sehenswerte kann von hier prima zu Fuß erreicht werden. Besonders dominant ist in der Altstadt der mittelalterliche Turm „Kärnan“, dem letzten erhaltenen Rest einer Festungsanlage. Er ist super restauriert und viele Stufen führen hinauf. Gleich dahinter befinden sich eine Park- und Sportanlage und die Uni. Nicht weit entfernt steht die gotische Marienkirche aus dem 14. Jahrhundert. Auch das Rathaus ist neugotisch mit einem hohen Uhrenturm. Der Blick über die Altstadt bis zum Öresund ist toll. Es gibt auch noch ein Freilichtmuseum „Fredriksdal“, aber das sparen wir uns. Die Altstadt bietet sich für einen Bummel an. Neben den üblichen Geschäften, die überall zu finden sind, gibt es viele Restaurants und Kaffees. Ein Bummel durch den Hafen gehört auch dazu. Auch hier wird viel gebaut – teure Wohnungen, Hotels, Kongresszentrum. Eine Hafencity entsteht auch hier. Ein Helsingborger macht auf ein buntes Schiff aufmerksam. Ein Veranstaltungsschiff mit Geschichte, das weichen muss. Ein Besuch der kleinen Stadt lohnt sich auf jeden Fall. Auf dem Rückweg finden wir noch ein Outlet in Höganäs. Es ist eine lose Ansammlung von Hallen und schließt auch schon um 19.00 Uhr. In kurzer Zeit gelingt es uns aber, ein Bekleidungsoutlet „157“ leerzukaufen. Zurück am Platz wird der Pool getestet und ein schwedisches Abendbrot mit Wraps aus Lappenbrot gefüllt mit Köttbullar und Bostangurkan verspeist. Die Mücken sorgen dafür, dass der Abend nicht lang wird.
Der neue Tag lädt zu einer Wanderung ein. Es gibt hier viele Wanderungen und auch den „Kullaleden“, der von Helsingborg bis zur Spitze der Halbinsel führt und noch ein Stück entlang der anderen Inselseite mit seinen 70 km. Der Campingplatz liegt an diesem Weg und die heutige Etappe führt uns entlang der Küste 16 km in Richtung Helsingborg bis Viken.
Der Weg führt durch Naturschutzgebiete, an sehr schönen und einsamen Häusern vorbei. Viele Badestellen laden zum Sprung in die Ostsee ein, dafür fehlt heute aber die Zeit. Am Ziel des Tages angekommen, fährt ein Bus bis Mölle zurück. Die Busverbindungen sind hier wirklich gut. Auch im Bus kann mit Karte bezahlt werden oder mit der App. In Schweden braucht man kein Bargeld mehr. Jeder Kiosk freut sich über Kartenzahlung. Am Platz zurück, lockt wieder der Pool. Es war am Morgen schon schön, den Tag dort zu beginnen. Heute gibt es Pittypanna mit Spiegelei.
Neuer Tag, neue Unternehmung. Die Fahrräder sind auch dabei und die Sonne verwöhnt uns heute. Eine besonders schöne Badestelle gibt es in Höganäs und da geht es mit dem Fahrrad hin auf dem sehr komfortablen Radweg.
Der kleinen Yachthafen dort hat schöne Aufenthaltsmöglichkeiten auf Holzterrassen mit gemütlichen Bänken oder Strand – wie man möchte. Die Ostsee ist hier lange flach und für Kinderspaß ist mit Rutschen gesorgt. Für Schwimmer gibt es eine Badeinsel. Es ist viel los. Morgen, am 06.06. ist schwedischer Nationalfeiertag und viele haben wohl schon heute frei. Das seichte Wasser ist ganz angenehm. In Richtung Badeinsel wird es aber doch recht frisch. Wir verbringen hier einen schönen und entspannten Tag. Am Ende waren es aber doch noch 20 km Radtour. Auf dem Rückweg gibt es noch eine Kaffeepause mit frischem Kaffee vom mitgenommenen Campingkocher – das muss sein. Zurück am Zelt geht es nochmal in den Pool – das sehr gute Wetter muss ausgenutzt werden. Am Abend wird die schwedische Falukorv verspeist. Wir lieben das schwedische Essen. Dazu alkoholfreies Bier von LIDL. Den Laden kann man zum Einkaufen empfehlen.
Zum Leuchtturm an der Spitze von Kullaberg wollen wir auch. Leuchttürme sind immer einen Ausflug wert. Mit dem Fahrrad kann man ihn nicht erreichen – nur der Wanderweg entlang der Küste führt dort hin.
Also wird gewandert. Zuerst den Weg vom Campingplatz bis Mölle. Dort beginnt das Naturschutzgebiet gleich mit einer tollen Badestelle auf Felsen und einem Badesteg. Das Badezeug ist dabei und es wäre eine Sünde, diese Badestelle auszulassen. Das Wasser ist allerdings sehr kalt und erinnert an ein Tauchbecken in der Sauna. Genauso schnell sind wir auch wieder raus aus der Ostsee. Der Weg wird nun anspruchsvoller. Die nächsten 4,5 km führen uns durch einen Wald und der Pfad geht auf und ab, doch dann wird der Leuchtturm gesichtet. Hier herrscht auch wegen des Feiertags reges Treiben. Natürlich kann man hier auch mit dem Auto hinfahren und es gibt schöne Picknickflächen, die genutzt werden. Den ursprünglichen Plan, bis Arid zu laufen und über die Insel quer zurück, verwerfen wir. Da wurden die Entfernungen falsch eingeschätzt. Den anstrengenden Weg zurück möchte Kai aber auch nicht gehen. Was nun? Da steht doch ein Bus? Also mit dem Bus bis Mölle zurück und den restlichen Weg schaffen wir locker. Nach dem allabendlichen Bad gibt es heute leckere Reste zum Essen und morgen geht es schon weiter nach Dänemark, wo wir über Pfingsten unsere Freunde treffen.
Natürlich musste es die ganze Nacht regnen und auch am Morgen, so dass wir im Regen das nasse Zelt abbauen müssen. Nicht so toll. Kaum sind wir fertig, hört der Regen auf, typisch. Auf dem Weg zur Fähre geht es noch mal zum Outlet und zum Einkaufen. Ein paar schwedische Spezialitäten müssen mit! Bis zur dänischen Halbinsel Als in der Nähe von Sonderburg ist es doch eine ganz schöne Fahrerei und die neuentdeckte Liebe der Dänen zum Stau macht es nicht angenehmer. Mit einer zweiten Fähre von der Insel Fünen auf die Halbinsel Als nach Fynshavet, kürzen wir ein ganzes Stück Fahrerei ab und sind kurz nach Sechs dort und werden gleich mit einem Willkommensbier begrüßt.
Es ist bedeckt und viel kälter als in Schweden. Nach dem traditionellen Eintopf, der am ersten Abend unseres traditionellen Pfingstaufenthalt gegessen wird, widmen wir uns – wie immer – dem Sonnenuntergang. Der ist heute Abend aber auch nicht so berauschend. Alt werden wir heute nicht.
Am Samstag geht es – auch wie immer – nach Sonderburg. Dort treffen wir die Nachzügler und kaufen ein. In Sonderburg finden wir immer etwas Nettes. In diesem Jahr ist es ganz festlich: Ein Umzug mit Spielmannszügen zieht durch die Einkaufsstraße. Das Wetter neigt heute zum Nieseln und es ist recht kühl. Das richtige Wetter für ein Mittagsschläfchen im Zelt. Später beim Grillen schüttet es. Wie gut, dass wir unser Gemeinschaftstarp dabei haben.
Ganz trocken bleibt es darunter aber nicht. Ist es doch eigentlich zum Schattenspenden gedacht. Der Abend endet in der warmen und trockenen Hütte von Erwin, der mag nämlich nicht mehr zelten. So haben wir doch noch unseren Spaß und wir kommen gut aufgewärmt in unsere Schlafsäcke.
In der Nacht meint der Regen es gut mit uns, doch im Zelt hat der prasselnde Regen auch etwas Gemütliches. Wie erhofft, scheint dann aber doch am Pfingstsonntag den ganzen Tag die Sonne. Es ist so schön in der frischen Luft mit Sonnenschein zu faulenzen. Wir fallen der Reihe nach auf den Campingstühlen vom Lesen in den Schlaf.
Die Erholung tut gut. Für die Sportlichen schließt sich ein langer Spaziergang an. Die Gemütlichen kümmern sich in der Zwischenzeit um den Grill.
Heute geht die Sonne sensationell unter. Der Abend ist lau und lädt zum Verweilen ein. Leider fängt es in der Nacht wieder an zu regnen und der Montagmorgen ist ungemütlich und grau. Ein letztes Frühstück unter dem „Regentarp“ und wieder Abbauen im Regen. Höchststrafe für Camper. Die Wetterlage lässt uns schon am Mittag abreisen. Das Wetter hätte in Dänemark besser sein können – es war aber auch schon schlechter. Am Ende zählen die gemeinsamen Stunden, die wir wieder miteinander genossen haben. Hoffentlich gelingt es, noch lange an dieser Pfingstradition festzuhalten. Vielleicht gelingt es ja auch noch mal, den Teilnehmerkreis um weitere Freunde zu erweitern.
Braun gebrannt und gut erholt kommen wir nach Hause. Waren wir 10 Tage an der Nordsee unterwegs oder doch am Mittelmeer?
Toller Bericht. Sehr anschaulich beschrieben. Die eindrucksvollen Bilder dazu runden das Ganze ab. Deinem Wunsch zur Fortsetzung der Jahrzehnte langen Tradition kann ich nur beipflichten und solange ich krauchen und fahren kann, bin ich dabei.
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